“Der ICS trägt maßgeblich dazu bei, dem Fachkräftemangel in Thüringen nachhaltig zu begegnen”
Das ESF-Projekt „Weltoffene Region Thüringens“ (WORT) zielt darauf ab, eine interkulturell offene Modellregion in Schmalkalden und Umgebung zu etablieren. Die Hochschule Schmalkalden fungiert als Ankerinstitution und größter Zuwanderungsmagnet der Region. Ein Kernbestandteil des Projekts ist der International Career Service (ICS), geleitet von Christian Simoneit. Der ICS unterstützt internationale Studierende bei ihrer beruflichen Entwicklung und Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Dies geschieht durch umfassende Beratung, Workshops, Veranstaltungen und Online-Angebote. Hauptziel ist die Gewinnung, Bindung und Integration internationaler Fachkräfte in Südthüringen. Der ICS fördert zudem die Vernetzung mit regionalen Unternehmen durch Unternehmensbesuche und andere Networking-Möglichkeiten. Im Interview erläutert Herr Simoneit die Ziele und Maßnahmen des Projekts.
Was war der Anlass für die Einrichtung des International Career Services an der Hochschule Schmalkalden und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Der International Career Service (ICS) wurde im Rahmen des Projekts WORT* (Weltoffene Region Thüringens – Gefördert durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus) gegründet. Ein Kernanliegen des Projekts ist es, internationalen Studierenden den Übergang vom Studium in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Unser Ziel ist es, die beruflichen Chancen und die Integration der Studierenden im Freistaat Thüringen zu verbessern. Wir möchten sicherstellen, dass sie die notwendigen Kompetenzen und Netzwerke aufbauen, um beruflich erfolgreich zu sein. Der ICS bietet in enger Zusammenarbeit mit dem Career Service der Hochschule Schmalkalden sowie zwei Mitarbeitenden des Projekts ProTELC (Pro Thuringian Engineering Life Cycle – ein Projekt zur Erhöhung des Studienerfolgs in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen) ein breites Spektrum an Unterstützungsmaßnahmen. Zusätzlich pflegen wir enge Kontakte zu zahlreichen Arbeitgebern, organisieren Unternehmensbesuche und Netzwerkveranstaltungen.
Wie definieren Sie den Begriff „International Career Service“ und welche konkreten Maßnahmen sind damit verbunden? Welche Zielgruppen sprechen Sie an?
Der International Career Service von WORT umfasst eine Reihe von Unterstützungsangeboten. Dazu gehören individuelle Karriereberatungen, Bewerbungstrainings, Workshops zur interkulturellen Kompetenzerweiterung, Vermittlung von Strategien zur Arbeitsmarktintegration, Netzwerkveranstaltungen und Unternehmensbesuche. Unsere Zielgruppe sind internationale Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Hochschule Schmalkalden aus den Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften.
In den bisherigen Projektjahren ab 2023 haben wir bereits eine Vielzahl von Veranstaltungen organisiert, darunter zahlreiche Unternehmensbesuche, Netzwerkveranstaltungen und Workshops zu Themen wie Karriereentwicklung oder Bewerbungstraining. Weitere Veranstaltungsinhalte umfassten sowohl interkulturelle Kompetenztrainings für erfolgreiches Arbeiten in deutschen Unternehmen, Seminare zur Rolle von Künstlicher Intelligenz in Bewerbungsverfahren und zu Karrierechancen im IT-Bereich in Deutschland als auch gezielte Vorbereitungsworkshops für Karrieremessen und Unternehmensbesuche sowie Veranstaltungen zum Erstellen von Bewerbungsunterlagen, Pitch-Talk-Training, Mock-Interviews und Informationsveranstaltungen zu Aufenthaltsgenehmigungen und Visabestimmungen.
Die starke Nachfrage der Studierenden bestätigt uns darin, das Angebotsportfolio des ICS im Rahmen des WORT-Projekts kontinuierlich weiter auszubauen und an die Bedürfnisse der Studierendenschaft anzupassen.
Ein besonderes Highlight ist die neue Veranstaltungsreihe „Alumni-Stories“, in der ehemalige internationale Studierende über ihren beruflichen Werdegang berichten. Außerdem waren wir dieses Jahr erstmals mit einem eigenen Stand auf der jährlich stattfindenden Karrieremesse der Hochschule Schmalkalden vertreten und boten vor Ort persönliche Beratungen und Bewerbungsmappenchecks an.
Das Mentoring-Programm SPIRIT, das nach einer erfolgreichen Pilotphase im Wintersemester 2023/24 offiziell gestartet ist, bereitet internationale Studierende mit maßgeschneiderten Mentoring-Sessions auf den Berufseinstieg vor. Zudem haben wir vor Kurzem das Tool „Jobscan“ eingeführt, das Bewerbungsunterlagen mittels künstlicher Intelligenz optimiert und sich derzeit noch in der Testphase an unserer Hochschule befindet.
Für das Wintersemester 2024 sind weitere Unternehmensbesuche sowie die Teilnahme an der „Jena Digital Safari“ geplant. Diese jährlich stattfindende Veranstaltung bietet Studierenden der Fachrichtungen Informatik und Wirtschaftswissenschaften die Gelegenheit, hinter die Kulissen von Jenaer IT-Unternehmen zu blicken und sich über die neuesten digitalen Trends, Innovationen und Karrieremöglichkeiten in der Digitalwirtschaft zu informieren. Organisiert wird die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk JENA Digital und der Techniker Krankenkasse. Neben diesen fachlichen Unterstützungsmaßnahmen bieten wir im Rahmen unseres Projektes auch zahlreiche Freizeitaktivitäten an, um die Integration der internationalen Studierenden in das Lebensumfeld außerhalb der Hochschule zu fördern.
Welche Rolle spielt der ICS im Rahmen des WORT-Projekts und welche Erfahrungen und Erkenntnisse können Sie bereits teilen, die für andere Hochschulen nützlich sein könnten?
Der ICS spielt im Rahmen des Projekts WORT eine zentrale Rolle bei der Integration und Bindung internationaler Fachkräfte an die Region Thüringen. Ziel des WORT-Projekts ist es, dabei zu helfen, den Fachkräftemangel in Thüringen durch Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung und Vernetzung der regionalen Akteure zu verringern. Der ICS leistet einen wertvollen Beitrag zur Gewinnung und Bindung internationaler Studierender für den regionalen Arbeitsmarkt.
Ein ganzheitlicher Ansatz aus profunder Beratung, passgenauen Veranstaltungsangeboten und gezielter Netzwerkbildung hat sich dabei bewährt. Entscheidend für die langfristige und erfolgreiche Integration internationaler Studierender ist die weiterführende und strategische interkulturelle Öffnung der Hochschule, der regionalen Unternehmen und weiterer zivilgesellschaftlicher Akteure. Durch bedarfsgerechte Workshops und niedrigschwellige Sensibilisierungsmaßnahmen kann mit Hilfe von WORT die Willkommenskultur gestärkt werden, die die Attraktivität der Region für internationale Fachkräfte steigert. Die enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und anderen Akteuren ist dabei essenziell, um umfassende Unterstützungsstrukturen zu schaffen.
Mit diesen Maßnahmen trägt der ICS maßgeblich dazu bei, die Ziele des WORT-Projektes zu erreichen und dem Fachkräftemangel in Thüringen nachhaltig zu begegnen. Die gewonnenen Erkenntnisse können anderen Hochschulen als wertvolle Anregungen für die erfolgreiche Umsetzung ähnlicher Projekte dienen. WORT und der ICS arbeiten seit Projektbeginn kontinuierlich daran, verallgemeinerbares Wissen zu generieren, sodass Good Practices auf andere Regionen übertragen werden können.
*Das Projekt WORT ist durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus gefördert. Es wurde von der Hochschule Schmalkalden in Kooperation mit interculture.de e.V. Jena eingeworben und hat eine Laufzeit vom 01.10.2022 bis zum 30.09.2025.
Zur Person
Christian Simoneit ist Projektmitarbeiter an der Hochschule Schmalkalden und leitet den International Career Service im Projekt WORT. Mit seinem übersetzungswissenschaftlichen Hintergrund und Erfahrungen aus einem Projekt zur Internationalisierung von Studium und Lehre engagiert er sich für die berufliche Integration internationaler Studierender in Thüringen.
Jessica Schüller ist beim DAAD als Referentin in der Campus-Initiative für internationale Fachkräfte tätig. Sie betreut das Forschungs- und Studienportfolio der Campus-Initiative und ist für den Politik- und Stakeholderdialog zuständig.